Ist es genug, wenn deine Inhalte verständlich sind? Nein.
Ist es genug, wenn deine Inhalte interessant sind? Nein.
Ist es genug, wenn deine Inhalte interaktiv sind? Nein.
Es braucht alle 3 Elemente, um eine Fremdsprache mit Leichtigkeit und Freude zu lernen.
Wenn du jetzt denkst, dass das doch gar nicht geht, und dass eine Sprache lernen doch harte Arbeit ist und ganz viel Schweiß und Fleiß braucht, dann muss ich dich enttäuschen. Natürlich braucht es Zeit und Aufmerksamkeit, aber Kleinkinder lernen ihre Muttersprache ja auch nicht mit Vokabeltests und Grammatikbüchern, oder? Eben. Und darum geht es hier. Wir wollen einen Unterricht gestalten, der leichtgängig und freudvoll ist.
Das beginnt mit der Unterrichtsatmosphäre. Eine Atmosphäre, in der Fehler und Kreativität erwünscht sind, fühlt sich leicht an. Da ist Freude erlaubt. Da macht es Spaß in ein Fettnäpfchen zu treten, weil alle gemeinsam drüber lachen können. Wie du das aufbaust erkläre ich dir in einem anderen Blogeintrag. Da dies keine perfekte Welt ist, dieser Beitrag noch nicht geschrieben und hier noch nicht verlinkt. Bin eben keine Influencer-Profi-Super-Lehrerin.
Also stellen wir uns eine angenehme, fehlerfreundliche Atmosphäre vor, in der der/die Lehrer/in eher in die Position eines/er Sporttrainer/in geht. Ein Kontakt auf Augenhöhe, der dennoch den Rahmen hält und unterstützt, wo es notwendig ist. Nehmen wir mal einen personal Trainer als Beispiel. Er/sie fordert heraus, feuert an, wenn es noch nicht ganz reicht und jubelt, wenn es geklappt hat. So verhält sich auch eine CI/ TPRS Lehrperson.
Kommen wir aber jetzt zu den 3 Zutaten des comprehensible Inputs - des verständlichen Inputs. Ganz herunter gebrochen bedeutet das, so zu unterrichten, dass die Schüler/innen ALLES verstehen. Es geht nicht darum, dass sie es verstehen können müssten, wenn sie die Vokabeln gelernt hätten. Nein, es geht darum, dass du dich an das tatsächliche Niveau der Schüler/innen anpasst. Wenn du also 8.-Klässler hast, die auf dem Niveau der 6. Klasse sind, dann musst du eben da anfangen! Für die Freiberufler unter uns heißt das. Jemand, der die B2-Prüfung machen will, aber noch so gravierende Lücken in der Grammatik hat, dass er sich kaum mit mir unterhalten kann, kann keine B2-Prüfung machen. Punkt. Dann setze ich genau da an. Schmeiße meinen ursprünglichen Plan über Board und suche die Lücken, sie sich meist sehr deutlich von alleine zeigen.
Dann nehme ich mir so eine Lücke - das könnte zum Beispiel das Perfekt von gehen (ich bin gegangen) sein. Und jetzt schaue ich mir an, wen ich vor mir habe: einen Ingenieur mit Fabel für Autos? oder Flüchtlingskinder aus der Ukraine? Welche Hobbies haben diese Personen? Was interessiert sie? TikTok/ Mode/Sport/Reisen? Ich wähle ein Thema von dem ich weiß oder denke, dass es sie interessiert und starte meinen TPRS Chunk (Wie das ganz genau geht erfährst du in meinem Kurs. Das muss man üben und lässt sich nur schlecht über schriftliche Beschreibungen vermitteln).
Warum ist es wichtig, dass ich etwas Interessantes wähle? Es erleichtert mir die Aufmerksamkeit zu halten. Niemand hört gerne jemandem zu der über für ihn/sie uninteressante Dinge spricht. Da schalten wir ab und beschäftigen uns lieber mit was anderem. In unserem System ist etabliert, dass etwas lernen auch Anstrengung bedeutet. Damit möchte ich darauf hinaus, dass es nicht darum geht es den Kursteilnehmern/innen immer Recht zu machen. Wir wollen ja unterrichten und nicht influencen. Aber es sollte doch so interessant sein, dass ein Funke Aufmerksamkeit aufspringt. Genauer betrachtet geht es gar nicht so sehr ums Interesse, sondern darum einen Bezug herzustellen. Uns Menschen interessiert, was uns betrifft. Wenn ich also einen Bezug zu mir selbst herstellen kann, dann kann ich mitfühlen und bin beteiligt. Übertragen wir dies auf den Unterricht, so bedeutet das: Bezüge vom Thema zu den Teilnehmer/innen herzustellen. Ein Thema, dass immer irgendwann im Curriculum auftaucht ist: einkaufen gehen. Aber warum sollte ich nur darüber sprechen, was Sally einkauft. Ich kann mich für die Einkäufe meiner Teilnehmer/innen interessieren. Was ist das beste/teuerste/schönste/häßlichste/nutzloseste etc. was du je gekauft hast? In dem Moment, in dem ich diese Frage stelle, wecke ich einerseits das Interesse der Teilnehmer/innen und gehe andererseits mit ihnen in den Kontakt.
Kontakt ist Interaktion. Ich stelle Fragen und bekomme! Antworten. Tatsächlich ist das auch etwas, das etabliert werden muss. Denn bei den Fragen, die ich stelle geht es nicht um richtig oder falsch. Ich frage nicht "Wann ist George Washington geboren?" und verzweifle dann, wenn alle sich anschweigen und sich niemand bloß stellen will. Stattdessen habe ich vorher eine Atmosphäre geschaffen, die es möglich macht auch lustige und irrwitzige Antworten zu geben. Das dauert je nach Gruppe ein paar Unterrichtseinheiten, denn die meisten Schüler/innen sind es gewohnt bei richtigen Antworten belohnt und bei falschen Antworten bestraft zu werden. Es ist also komplett neu für sie, dass ich Kreativität erlaube, ja mir sogar von ihnen wünsche. Wenn ich dann also meine Circling oder Triangling Fragen stelle, fordere ich ganz zu Beginn aktiv Antworten ein. Je eingespielter ich mit der Gruppe bin, desto weniger muss ich einfordern und die Interaktion wird zur Selbstverständlichkeit.
Kommen wir zum dritten Punk meiner Zutatenliste für Fremdsprachenunterricht mit comprehensible input: Verständlichkeit. Selbstverständlich wollen wir, dass unsere Schüler/innen uns und die neue Fremdsprache verstehen. Um ein möglichst 100%iges Verständnis zu erreichen gibt es viele Möglichkeiten.
Zunächst einmal passe ich mich dem Sprachniveau meiner Schüler/innen an! Nicht umgekehrt. Ganz egal wie weit sie sind. Bei absoluten Anfängern bedeutet das, dass ich eben in sehr kurzen und einfachen Sätzen spreche. Dann besteht mein Chunk vielleicht nur aus: "Maria hat einen Ferrari." Wenn ich die Möglichkeit habe, also die Teilnehmer/innen vielleicht Englisch oder eine andere gemeinsame Sprache sprechen, dann übersetze ich den Satz. Habe ich diese Option nicht, bringe ich zum Beispiel eine Puppe und ein Spielzeugauto mit. Die Puppe wird dann Maria getauft und ich zeige, dass das Auto bei ihr ist. Dann nehme ich das Auto in die Hand und sage "Ich habe einen Ferrari." und frage die Gruppe dann: "Hat Maria oder habe ich einen Ferrari?" und so entwickelt sich das Spiel. Ich kann das Auto und im nächsten Schritt auch Maria, die Puppe, durch die ganze Klasse wandern lassen.
Was im ersten Moment super simpel klingt, ist in der Umsetzung recht komplex. Es gilt im richtigen Tempo zwischen Circling und Triangling zu variieren, die Antworten der Schüler/innen im Hinterkopf zu evaluieren und dann im Augenblick zu entscheiden, wie es weitergeht. Am Ende der Stunde haben die Schüler/innen gelernt das Verb "haben" zu deklinieren und haben vielleicht sogar bemerkt, dass es "einEN Ferrari" ist und "einE Puppe" ist. Darüber hinaus können sie dann einen Satz mit keine/en verneinen. Dieses Spiel ist beliebig erweiterbar und anpassbar. Ganz konkrete Beispiele findest du auf meinem YouTube Kanal. Hier ist ein Link.
Wichtig dabei ist, dass du dir immer sicher sein solltest, dass möglichst alle alles, was du sagst/anschreibst verstehen. Bei den Anfängern beginnt das mit so simplen Wörtern wie "hallo" ,"ich" ,"ja" ,"nein". Du fängst wirklich bei NULL an. JEDES neue Wort, dass du benutzt muss eingeführt werden. Hast du eine Gruppe, die schon fortgeschrittener ist, musst du feinfühlig herausfinden welches Vokabular schon sitzt und welches noch nicht. Da setzte du dann an.
Neben Übersetzungen und kleinen Figuren und Spielzeugen kannst du natürlich auch Bilder nehmen. Das lässt sich alles sehr schön vorbereiten. Und wenn du eher spontan unterwegs bist, dann gibt es ja das Internet! Google einfach schnell das Wort, was du erklären willst und gerade bei Dingen bekommst du sofort Bilder ausgespuckt. Bei Verben hilft im Zweifel ein Übersetzer.
Jetzt weißt du, worauf es im Fremdsprachenunterricht ankommt, wenn du mit comprehensible Input arbeiten möchtest.
Wenn du Fragen hast oder meine wundervollen Rechtschreib- Grammatik- und Tippfehler findest, dann schreib mir doch :)
Bis bald,
Pia
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